Pfefferminze - der Kobold unter den Teekräutern

Die Pfefferminze zählt zu den Lieblingsteekräutern in Österreich. Ob das nur mit Geschmack oder Wirkung zu tun hat, bin ich mir nicht ganz sicher. Ich führe das auch auf ein wenig Nostalgie zurück. Karl Steinmetz hat sie einmal als „Kobold“ bezeichnet. Wie ich finde zu recht: Die Pfefferminze ist eine Kreuzung aus Bach- und Ackerminze. Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie in England auf einem Feld entdeckt. Offensichtlich fand der Besitzer Gefallen an ihr und ihrem pfeffrig-mentholigen Geschmack, dass er sie kultivierte. So gesehen ist sie auch keine „Wildpflanze“, sie würde sich ohne menschliches Zutun quasi wieder „zurück kreuzen“.

Stellen wir uns folgendes Bild vor: Die Bachminze steht mit ihren Beinen im Wasser – weshalb sie auf uns eine eher kühlende Wirkung hat. Die Ackerminze hingegen hat ihre Beine im warmen Erdboden, und wirkt - wie auch die Katzenminze – wärmend. Somit haben wir eine Pflanze, die warm und kalt in sich vereint. Man könnte meinen, das führe zu einem Ausgleich –falsch gedacht. Das Wesen von Kobolden – sofern ich das beurteilen kann - entspricht nicht unbedingt dem Gleichgewicht, sondern eher dem Treiben von Schabernack und Unfug. Beispielsweise, wenn die Heizung im Haus mal so richtig runterfährt und alles abkühlt, um am nächsten Tag wieder ganz hochzudrehen und uns ins Schwitzen bringt. Und ungefähr das macht die Pfefferminze mit uns: Heute kühlt sie uns, morgen wärmt sie die Leber, und übermorgen kühlt sie uns wieder. Sie bringt quasi den Thermostat ein wenig durcheinander- und uns dadurch immer wieder mal ins Schwitzen.

Der Vollständigkeit halber nun noch ein wenig zu den Anwendungsgebieten unseres kleinen Kobolds: Der Apotheker Mannfried Pahlow empfiehlt in seinem „Großen Buch der Heilpflanzen“ die Minze als Magen-Mittel: Ob bei Übelkeit, Erbrechen oder Blähungen und Krämpfen im Magen-Darm-Bereich. Außerdem soll sie förderlich sein für die Gallenproduktion und den Galleabfluss. Das sind auch die „offiziellen Anwendungsgebiete“, für die sie pharmazeutisch eingesetzt wird. Natürlich ist das Spektrum in der Volksheilkunde deutlich größer, unter anderem lieben sie manche Menschen bei Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Erkältungskrankheiten, Schmerzstillung oder zur Beruhigung und Schlafförderung. Dabei wird sie nicht nur getrunken, sondern auch inhaliert, als Öl-Gemisch eingerieben oder als Kompresse aufgelegt.

Allerdings gibt es zwei Gruppen, für die die Pfefferminze nicht geeignet ist: Da wären Kinder bis etwa zum Schulalter (wegen des hohen Mentholgehalts) und Menschen mit der sogenannten „Reflux-Ösophagitis“ – dabei schließt der Mageneingangsmuskel nicht (ganz) und Mageninhalt kann zurück in die Speiseröhre gelangen. Was nicht nur sehr schmerzhaft ist, sondern auch gesundheitsschädigend. Mittlerweile gibt es immer mehr Menschen, die darunter leiden. Und der Klassiker unter den Tipps für „Sodbrennen“ lautet neben einem Glas Milch eine Tasse Pfefferminztee zu trinken. Glücklicherweise wissen mittlerweile auch schon einige Internisten und Hausärzte, dass es einige Heilpflanzen gibt, die hier Abhilfe schaffen – und dass die Pfefferminze nicht dazu gehört, weil sie die Beschwerden aufgrund ihrer Intensität mitunter verstärkt.

Wichtig: Es gibt noch sehr viele andere Minzen – es muss nicht unbedingt die pfeffrige sein. Eine fein milde Apfelminze zum Beispiel, kann eine tolle Alternative sein. Die Hildegard-Fans mögen die Poleiminze, im Mittelalter wurde die Katzenminze, wie sie im Macer Floridus (Kräuterbuch der Klostermedizin) beschrieben wird, oft verwendet.

Fazit: Die Pfefferminze ist eine wirkungsvolle Heilpflanze. Und wie es halt bei allem ist: Nicht jede Pflanze ist für jeden Mensch geeignet. So wie wir alle sehr unterschiedlich sind, sind es auch unsere kleinen grünen Freunde aus dem Garten, vom Wald und von der Wiese. Deshalb ist es hilfreich, wenn wir solchen Lehren, wie beispielsweise der Traditionellen Europäischen Medizin wieder mehr Aufmerksamkeit schenken, damit wir wieder mehr Bezug zu unserer eigenen „regionalen“ Heilkunde bekommen.

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